Urlaub vom Ich

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geschrieben von Alex Miller und Silvia Christini

Der Flughafen ist voll, der Traumstrand vor Augen, die Menschen schweifen in die Ferne. Das ganze Jahr gefreut und gewartet, geht es nun endlich los in die Ferien, weit weg in den wohlverdienten Urlaub. Die meisten Menschen meinen, je weiter sie weg sind, desto glücklicher können sie ihre freie Zeit verbringen.

Auf die Malediven, nach Thailand oder in die USA. Dabei haben wir zuhause oftmals eine wunderschöne Umgebung mit vielen Freizeitmöglichkeiten und gutem Erholungswert. Viele Menschen kennen die Urlaubsorte besser als ihre eigene Umgebung, in der sie leben, wenn man den Erzählungen ihrer Urlaubserlebnissen Glauben schenken mag.

Doch was reizt uns an fernen Länder, was lässt uns schwärmen von fernen Kulturen? Ist es das Neue, das Unbekannte, das Erkunden von Neuland? Oder aber ist es die Flucht vor Etwas? Vielleicht vor dem Alltag, dem Arbeitsstress, der Familie, der Normalität, – oder aber, ist es die Flucht vor uns selbst?

Eine Urlaubsreise an weit entfernt liegende Orte ist oftmals die Äußere Reise weg vom Ich. Doch auch an jeden Ort der Welt nehmen wir uns selbst mit. Wir können uns selbst nicht davonlaufen und die Sorgen nicht hier zuhause lassen. Auch nicht für ein paar Wochen im Jahr. Wenn wir von uns selbst flüchten, gar eine Auszeit von uns selbst nehmen wollen, dann ist dies in Etwa das Gleiche, wie wenn wir bei einer Krankheit ständig Symptombekämpfung betreiben.

Wir nehmen Medikamente, es geht eine Weile wunderbar, doch alsbald schleicht sich die Krankheit wieder ein. Gleiches passiert, wenn wir vor uns flüchten, so zum Beispiel in den Urlaub. Mal der ökologische Wahnsinn, was diese Vielreiserei mit sich bringt außen vor gelassen, so ist der Moment der Freude doch irgendwie zeitlich sehr begrenzt. Zu Urlaubsbeginn erfahren wir ein Hoch, die Welt ist Rosa, alles ist wunderbar, doch irgendwann merkst du dann, dass du dich mit eingepackt hast in deinem schweren Koffer.

Was meilenweit entfernt zu sein scheint, deine Heimat, ist plötzlich wieder ganz nah bei dir, voll präsent, sie sitzt gar mit dir an der Strandbar und prostet dir zu. Und dann merkst du, dass du nicht vor dir fliehen kannst. Und womöglich sitzt neben dir an der Bar dein Partner, der gerade zur gleichen Zeit dasselbe erfährt.

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5 Kommentare

  • Hey lieber Freund,

    Als Großstadt-Mensch der auf Beton-Fußwegen wohnt….kann ich Dir dazu nur sagen:

    „Urlaub am Meer oder im Gebirge, ist keine Flucht vor oder von mir weg……..sondern vielmehr eine „Flucht zu mir hin“……was ich wirklich bin…….und
    weit weg, aus dieser so „un-natürlichen“ Lebensart, die des Menschen weder würdig noch angemessen ist……

    …..tja…..sieht halt jeder aus seiner persönlichen Position heraus, dann doch wieder etwas anders…..nur soviel, zu den vielen existierenden „subjektiven“ „WAHRHEITEN“… 🙂

    lg johannes

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  • ….das ICH…wie auch wahrgenommen oder definiert nehmen wir mit,egal wohin ‚Ich‘ gehe!
    ….was ich in mich hinein tue oder mit mir geschehen lasse, bzw. selbst bereit bin wahr zu nehmen.
    ich glaube es spielt keine Rolle wo ich mich dabei wirklich befinde,sondern wie weit ich bei mir bin und mich wahrnehme…in mir drin,oder ?
    So finde ich die Orte die mir das geben,was ich gerade brauche 🙂

    Susanne

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    • Hallo Susanne,

      soweit schon alles richtig…..aber es nervt auf die Jahre doch…..als Bruder von „Super-Mario & Luigi“….allen Handy und i-Pad-Nutzern, permanent auch dem Wege springen zu müssen….um nicht mit ihnen zusammenzurammeln….. 🙂

      …..und die Zeit, seine Ruhe-Oasen aufzusuchen (welche es auch tatschlich gibt)…..erfordert leider einen Großteil der eigenen Tageszeit ab, um dorthin und abends wieder nach Hause zu kommen…….

      …..direkt mittendrin- bzw. dran,…..ob nun am Meer oder im Gebirge, wäre da schon sehr viel optimaler…….auch längerer Fahrstress ist und bleibt „Stress“ 🙂

      lg johannes

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      • Hallo lieber Johannes,

        ……“.aber es nervt auf die Jahre doch allen Handy und i-Pad-Nutzern, permanent auch dem Wege springen zu müssen….um nicht mit ihnen zusammenzurammeln….. 🙂 “
        ohne Frage ; )

        ……ich wohnte Jahre auf dem ‚platten‘ Land nun seit 4 Jahren wieder in einer Art Provinzstadt mit viel GRÜN.
        Wobei die duftenden Lindenbäume in meiner Straße gerade auch ein Genuss sind.,….. könnte trotzdem gerade aufbrechen neue
        Ruhe – Oasen aufzusuchen.
        Diese dann mit dem „Alltäglichen“ wie Arbeit,zu verbinden ist z.B. optimal.
        Deshalb versuche und finde ich ja die Orte an denen ich das Gefühl bekomme hier bin ‚Ich‘ verbinde mich dort und habe sogesehen meinen Platz.
        Gestalten tue ich sie mir selbst.

        Das kann dann am Meer sein, in einem Wald,auf dem Berg……!
        Überall bereichert es mich doch.
        Auch wenn ich auf dem Dach eines Hochhauses stehen würde und den Ausblick genieße.Doch ziehe ich Natur sicher vor. Stille ebenso!

        „auch längerer Fahrstress ist und bleibt “Stress” :-)“
        …..dieser Stress wird doch nur als Stress (negativ) empfunden,wenn ich es so definiere und dann auch wahrnehme und fühle,so erfahre ich es zumindest.
        Denn eine Fahrt an sich gibt viel Ausblick ; )

        Alles was ich ‚ bewege ‚ bewegt mich : )

        ein Satz gefällt mir zur Zeit sehr:
        “ gehe einmal im Jahr an einen Ort an dem du noch nicht gewesen bist “

        ich wünsche dir eine gute Nacht!
        und hoffe ich habe dich so verstanden wie du es gemeint hast

        lG Susanne

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        • Danke Dir, liebe Susanne,

          Dem kann ich nicht mehr viel hinzufügen……so meinte ich es !!!…..wobei hier die Stille…..ob nun Berg, Wald, See oder Meer….

          ……sich also außerhalb von Hochhaus- oder Menschen-Massen-Zonen aufzuhalten…..die eigentliche Haupt-Motivation darstellt!

          ….” gehe einmal im Jahr an einen Ort an dem du noch nicht gewesen bist ”

          …schön gesagt….und man findet sie auch immer wieder, was auch gut und schön so ist… 🙂

          Auch Dir liebe Grüße und eine geruhsame Nacht……lg johannes

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