Am liebsten möchte ich sterben

Renate schreibt hier über über die Todessehnsucht, mancher Teile in uns. Wirkliche, ernsthafte Transformationsprozesse beinhalten manchmal genau das – das sterben. Würden wir lernen, dieses sterben zu erlauben und die Schwere davon anzunehmen, es wäre vermutlich sehr viel einfacher. Ich selbst hatte Anfang Januar einen ähnlichen Todesprozess, der sich in einer Depression zeigte. Erst nach 3- 4 Fühlsitzungen habe ich erkannt, dass da etwas in mir sterben will. Nach etwa 10 Tagen war es vorbei und es gab nichts anderes zu tun, als dieses Gefühl jenes Teiles in mir zu akzeptieren, es anzuerkennen, dass dem tatsächlich so ist und es zu fühlen. 

geschrieben von Renate:

“Ich will nicht mehr” – sagte meine Klientin gestern. „Ich halte dieses Gefühl kaum mehr aus. Ich gehe langsam daran zu Grunde, wenn sich nichts ändert. Ich habe schon so viel getan, wirklich, aber egal was ich mache, es ändert sich nichts; ich schaffe es nicht mehr, am liebsten möchte ich sterben.“

Ich kenne diese Qual und ich kenne das Gefühl dahinter gut. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man einerseits nichts mehr fühlen kann und andererseits große Angst davor hat, von diesen schwarzen Depressionen wie durch einen Sog in ein dunkles Loch gezogen zu werden, weil man den Schmerz nicht mehr aushält. Ich erfahre es täglich in meiner Arbeit mit Menschen und ich erlebe es mit Menschen, die mir nahe stehen. Alle diese Menschen verbindet ein verzweifeltes und/oder total erstarrtes Inneres Kind, das sich durch nichts trösten oder heilen lässt.

Ja, das gibt es. Und dieses Kind will wirklich sterben, sofort. Es will nicht mehr da sein, es will nicht über rosa Wiesen im strahlenden Lavendellicht dahin tanzen. Es ist meistens eiskalt – dort wo das Kind sich befindet. Es ist nicht durch einen einzigen Kälteschock von außen erfroren. So ein Kind hat viel Kraft, Wärme, Liebe und natürliche Lebensfreude. Es braucht viele Schocks, bis es nach und nach immer mehr abspaltet und schließlich, wie zu Eis erstarrt. Es sind die ganz lieben, zarten, weichen, sensiblen Kinder, die irgendwann nicht mehr mitmachen wollen. Sie werden zu Eis, weil sie nichts mehr fühlen wollen, sie wollen einfach nicht mehr da sein, in dieser Eiswüste voller kalter, emotional erstarrter Wesen genannt Menschen.

All das Leid, all die schlimmen Erfahrungen, all die Erschütterungen .. „Nein, nie mehr wieder!“ sagen sich diese Kinder und verharren in dem eisigen, abgespaltenen Panzer einer grenzenlosen Trauer. Alle Hilfen, alle therapeutischen Interventionen, alle spirituellen Konzepte und Übungen scheitern an diesem Kind, nichts hilft. Manche mögen mir jetzt widersprechen – ja macht das nur, jeder darf glauben, alles ist heilbar. Ich weiß, dem ist nicht so. Manchmal geht es nicht. Alle „Licht- und Liebe“ universellen Heilversprechen sind machtlos angesichts dieses Schmerzes.  Das ganze Zurückgeben, Annehmen, Verzeihen, was auch immer, hilft keinen Millimeter – auch die Liebe kann nicht alles wieder gut machen, wenn ein liebendes Kind zu Eis erstarrt ist.

Es hat nämlich seinen Lebenswillen verloren. Es ist unsagbar müde vom Frieren, müde vom Aushalten und müde auf Veränderung zu hoffen, müde vor Enttäuschung. Ach, es hat doch alles schon versucht, aber der Schmerz ist nicht weggegangen. Es wurde vergessen, weggesperrt, ignoriert und jetzt hat es „gekündigt“ – für immer.

Bitte hier weiterlesen: -> https://renatehechenberger.com/am-liebsten-moechte-ich-sterben/

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@Steven Black

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11 Kommentare

  • Vielen lieben Dank lieber Steven. Das war ein Text nach meinem Herzen.

    Liebe Grüße Kirstin

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  • Hallo zusammen,hallo Steven,
    das klingt einerseits sehr traurig,andererseits ist die Seele warscheinlich schon zu einem weiteren Weg bereit ist,denke ich.
    Doch der lieber Gott lässt uns von hier,also aus dieser Erde nur dann raus ,wenn wir unseren Soll hier karmamässig erfüllt haben.Also sterben wollen, tun schon mehrere Menschen auf der Erde denke ich,bloß hier raus kommen die,die gerade leben wollen,und keine Depressionen haben,und das ist ja das verrückte dabei! Ich habe vor mir so viele Bilder
    aus der Ukraine,von den Gestorbenen Kindern aus Donbass,welche so gern leben wollten und noch vom Tot gar keinen Schimmer hatten.Sehr vorteilig wäre,wenn man eine Erleuchtung erreicht und sagt: Ok,ich bin zu den anderen Wegen im Universum bereit,ich lasse mein Körper langsam jetzt hier und dann tschüss! 🙂 Doch eine Depression ist leider eine tiefe und schwere Frequenz,welche gar ungünstig ist. Ich denke,sogar eine Wut wäre besser,oder?

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    • Hej Lina!

      Ich habe zwar oft den Eindruck, dass meine inneren Kinder zum Teil wissen, wie es ist, dort, wo die Seele herkommt, und dorthin (zurück) wollen, dennoch muss man aufpassen, Seele und Innere Kinder nicht durcheinanderzuwürfeln.

      Ein verletztes inneres Kind braucht viel Aufmerksamkeit und Zuwendung, und ganz sicher keine Gedanken darüber, dass die Seele immer wieder inkarnieren muss, bis .. ..
      Womöglich besteht die gestellte Aufgabe darin, sich mit den inneren Kindern so zu befassen, wie sie das brauchen, und man muss (als Seele) immer wieder kommen, bis das getan wird.

      „Doch eine Depression ist leider eine tiefe und schwere Frequenz,welche gar ungünstig ist. Ich denke,sogar eine Wut wäre besser,oder?“

      Es gibt kein „besser“. Es gibt die Depression, depressive oder sonst wie daran beteiligte Teile, und denen muss man sich zuwenden. Mike Hellwig beschreibt das in einem seiner Bücher ganz genau (vielleicht gibt es auch ein Video dazu) – wie man sich mit dem depressiven Teil identifiziert, ihm erlaubt, ganz so zu sein, ihm „zuhört“ .. .. Und es gibt den wütenden Teil, und dem wendet man sich genau so zu.

      Liebe Grüße
      Veron

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    • hallo renate.glaubt du wirklich für dieses innere kind gibt es keine heilung?der satz:“es hilft garnichts“ macht mich sehr traurig!LG,Anne

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  • Wenn jemand stirbt, nicht das allein ist tot.
    Tot ist, wenn einer lebt und es nicht weiß
    tot ist, wenn einer gar nicht sterben kann.
    Vieles ist tot, man kann es nicht begraben.
    In uns ist täglich sterben und Geburt.

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  • Ach du lieber Steven, ich danke dir und renate für eure wahrhaftige Arbeit und euer Bereitstellen von Diversem.
    Ich freue mich, daß du durchgegangen bist und dies mitteilst.
    Dir und euch alles Liebe

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