Die Liebe kommt und die Liebe geht…

Manchmal gänzlich unbemerkt. So, wie man seine Hausschlüssel verlieren kann, hat man plötzlich die Liebe verloren. Es mag eine kleine Geste sein, die das Ende erklärt und doch ganz laut und mit einem dicken Ausrufezeichen in unserem Herzen steht. Vielleicht ist es die Hand, die unsere halten will, und uns dabei auffällt, dass sie nicht mehr passt. Da mag es die Berührung sein, von der wir früher nicht genug bekommen konnten und die uns auf einmal unangenehm ist. Banale Dinge stören uns am Partner plötzlich: Das Halten der Gabel.  Die zum hundertsten Mal erzählte Begebenheit.  Die Art die Serviette umständlich zu falten. Alle diese Gesten teilen uns mit, dass wir uns innerlich entfernt haben.

von Sabrina Fox

Manchmal geht die Liebe in steten Schritten. Wir merken selbst, wie wir uns zurückziehen. Wir fangen an uns zu fragen,  ob wir uns vielleicht doch den Falschen, die Falsche ausgesucht haben. In unserer Fantasie finden wir uns in fremden Armen wieder. Im richtigen Leben beobachten wir aufmerksam mögliche andere Partner … wie wäre  denn der? Wie die?
Doch wie konnte das sein, das wir uns entliebt haben? Wir liebten uns doch so?

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Die Verliebtheit – laut Verhaltensforschern – kann höchstens zwei Jahre anhalten. Ab dann wird es Liebe – oder eben nicht. Verliebt sein bedeutet, dass man die Schwächen des Anderen nicht einmal sieht. Er oder sie sind einfach perfekt.  Dann kommt  die Phase, in der wir die Schwächen des Anderen erkennen und es kann passieren, dass sie uns nach einer Weile gehörig auf die Nerven gehen und wir das, was einmal so aufregend begann, schnellstens beenden wollen. Liebe entsteht wohl erst dann, wenn man den Anderen trotz und mit seinen Schwächen lieben kann.

Je mehr Erfahrungen wir in Liebesdingen haben – und hoffentlich etwas daraus gelernt haben – desto leichter wird es uns fallen, eine wahrhaftige Beziehung aufzubauen. Wir werden ehrlicher. Offener. Sagen wirklich, wie wir uns  fühlen. Wir zeigen uns, wie wir sind – und nicht, wie wir gesehen werden wollen –  denn endlich wollen wir für unser wahres Selbst geliebt werden. Wir teilen nicht mehr in „deine Schuld“ und „meine Schuld“ ein und  wir haben gelernt Verantwortung für unser eigenes Verhalten zu übernehmen. Jeder hat seine Eigenständigkeit behalten und immerwährendes Zusammensein und für uns kein Zeichen großer Liebe mehr. Der Prinz mit dem Pferd ist mitsamt der schlafenden Prinzessin eindeutig im Land der Märchen verschwunden. Zusammen mit Ken und Barbie.

Am Anfang jeder Beziehung zeigen wir dem Anderen, wie wir behandelt werden wollen. Das erfährt er durch unser Benehmen und durch das,  was wir zulassen. Erst später fällt uns auf, dass mir vielleicht falsche Signale gesetzt haben. Und dann fangen wir an zurück zu rudern und unsere Sätze beginnen mit: „Ich habe mir das lange genug angeschaut, aber jetzt kann ich nicht mehr.“  Der Andere ist überrascht. Wieso? Wir haben doch eindeutige Zeichen gegeben, was wir zu ertragen bereit sind. Klar, am Anfang wollten wir ja großzügig sein: „Na ja, er ist zwar ein bisschen unverlässlich, aber dafür ist er ja so süß!“ und schon zeigten wir dem anderen damit, dass wir seine Unverlässlichkeit akzeptieren.

„Nun ja, sie ist gelegentlich leicht hysterisch, aber mir ist keine Sekunde mit ihr langweilig.“ Und damit zeigen wir, dass „hysterisch“  und „unverlässlich“ kein Problem für uns ist. Das kann es aber werden.
Wir ziehen unsere Partner auf gleichem Niveau an. Wir ziehen an, was wir bewundern  („Ich liebe seine Zielstrebigkeit, ich dagegen bin schon von einer Speisekarte mit mehr als drei Gerichten überfordert“) oder was uns vertraut ist („Sie ist sehr temperamentvoll, das war meine Mutter auch.“) Doch das was uns am Anfang angezogen hat ist genau das, was uns später stören wird. Seine vorher so geliebte Zielstrebigkeit, wird in unseren Augen nach einer Weile Simageturheit. Aus dem bewunderten Temperament wird plötzlich Hysterie und Drama.

Es ist gut, uns immer wieder daran zu erinnern, warum wir uns am Anfang in diese Person verliebt haben. Wir wollten etwas von der Qualität des Anderen abhaben, wie er etwas von unseren Talenten abhaben wollte. Wenn wir erkennen können, dass wir daraus etwas gewinnen, bleiben wir großzügiger. Keiner von uns ist perfekt. Und wenn wir einen zielstrebigen Mann haben wollen, dann kommt mit diesem Talent eben auch ein gelegentliches Überfahren werden. Wenn wir eine temperamentvolle Frau haben wollen, dann gibt es häufiger Drama. Wünschen wir uns etwas anderes, müssen wir uns für etwas anderes entscheiden. Aber wollen wir das wirklich? Wäre uns eine weniger temperamentvolle Frau nicht zu langweilig? Würden wir einen weniger zielstrebigen Mann nicht auch vielleicht weniger bewundern?

 Unsere Partner fallen in bestimmte Muster, die sich nur dann ändern, wenn wir uns ändern. Verändere ich mich, ziehe ich andere Partner an. „Brauche“ ich jemanden, um glücklich zu sein – das heißt, ich bin eigentlich unzufrieden und unglücklich – werde ich einen Partner anziehen, der mich ebenfalls „braucht“. Nach einer Weile stellen beide fest, dass der Andere uns aber nicht glücklich macht. Im Gegenteil: Jetzt sind wir beide unglücklich und auch noch unzufrieden, denn der Partner hat versagt. Wir natürlich auch, aber das wollen wir uns nicht eingestehen.

Eine Freundin von mir sagte mal: „Auf einem lahmen Gaul reitet sich schlecht.“ Um liebevoll miteinander umzugehen, müssen wir erst unsere spirituellen und emotionalen Hausaufgaben machen. Haben wir sie nicht gemacht, so finden wir das sehr schnell heraus, denn: Der Andere nervt. Das bedeutet: Um in einer Partnerschaft langfristig glücklich zu sein, müssen wir erst einmal in uns selbst glücklich sein.

Jesus sagte: „Liebe deinen Nachbarn wie dich selbst.“ Und das tun wir häufig auch: Wir lieben uns selbst nicht und wir lieben unsere Nachbarn nicht. Wie ist es möglich eine liebende Beziehung mit jemand Anderem zu haben, wenn wir nicht einmal eine mit uns  selbst haben können?

Das größte Geschenk, das Gott uns auf diese Reise mitgegeben hat, ist die Möglichkeit uns zu verändern. Wir haben Tendenzen, doch die lassen sich in jedem Fall abmildern, häufig auch dramatisch verändern. Natürlich nur dann, wenn wir es wollen,  und nicht aus Faulheit dem Anderen ein: „So bin ich nun mal!“ entgegen schleudern.  So sind wir, weil wir nichts verändern wollen. Und wenn wir uns ein anderes Leben, eine innigere Beziehungen wünschen, dann werden wir an uns etwas verändern müssen. Sonst bleibt es so, wie es ist.

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@ Steven Black

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6 Kommentare

  • So wie Du auf Dein Gegenüber schaust, so schaut es auf Dich zurück!!!!

    Ich frag mich oft, was wir eigentlich alles vom Partner erwarten.
    Und geben wir es dann zuerst?

    Eine wirkliche Partnerschaft gibt uns so viel Möglichkeit zu wachsen.
    Ich kann nicht verstehen, wieso hier überall die riesengrosse Trennungswelle zelebriert wird.
    Wenn ich mich trennen muss, dann vielleicht von meinen irrigen Vorstellungen.

    Zuerst geht die Familie kaputt (die kleinste Zelle der Gesellschaft) und dann die ganze Gesellschaft.
    Jeder gegen jeden.

    Liebe Grüsse von Kerstin

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  • Die Goldene Regel besagt:

    Was Du nicht willst, dann man Dir tut, das füg auch keinem andern zu!

    Ich stelle mir vor, wie es ist, wenn wir danach immer und immer mehr leben, wenn wir erkannt haben, dass das
    „Du“ ein anderes „Ich“ ist, dessen Grundwunsch genau wie der meine ist:
    zu leben, zu lieben und zu lachen, sich gegenseitig zu unterstützen, das Leben zu erleichtern und zu verschönern….

    Liebe Grüsse von Kerstin

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    • Ein schöner Artikel, der mir aus dem Herzen spricht.

      Zitat: „Ich frag mich oft, was wir eigentlich alles vom Partner erwarten.
      Und geben wir es dann zuerst? “

      Richtig, was erWARTEN wir? Oder vielmehr, worauf warten wir?
      Kann es sein, daß Erwartungen niemals erfüllt werden?

      Es hat in meinem Fall drei Beziehungen gedauert zu begreifen, im Laufe derer ich immer wieder wie durch Zauberhand aktivierte Muster durchlebte, deren Folgen immer die gleichen waren: nicht erfüllte Erwartungen, daraus resultiertes Drama.

      Doch die letzte der drei Beziehungen beendeten wir in Frieden, interessanterweise genauso, wie Sabrina Fox in ihrem Artikel die Trennung von ihrem Mann beschreibt. Meine Erkenntnis bis dato läuft darauf hinaus, daß aufrichtige (ständige) Kommunikation, frei von Schuldzuweisungen, eine starke Säule in einer funktionierenden Beziehung ist.

      Erwachsene, selbstverantworliche Menschen sind in der Regel dem Sandkasten-Gezanke á la „Du bist doof! Du hast mir mein Spielzeug kaputt gemacht! Ich hab deins nur kaputt gemacht, weil du das gleiche getan hast. Bäähhh, ich spiele nicht mehr mit dir!“ entstiegen.

      Selbstliebe, ja daran haben wir alle zu „arbeiten“. Daher gehe ich mit Sabrinas Fazit mit: Wir sind nur in dem Maße fähig, andere Menschen zu lieben, in dem wir uns selbst lieben.

      Lg, Meli

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      • Hi Meli,

        Erwachsene, selbstverantworliche Menschen sind in der Regel dem Sandkasten-Gezanke á la “Du bist doof! Du hast mir mein Spielzeug kaputt gemacht! Ich hab deins nur kaputt gemacht, weil du das gleiche getan hast. Bäähhh, ich spiele nicht mehr mit dir!” entstiegen.

        Hahaha – starke Aussage und sehr treffend!

        schönen Sonntag,

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  • I truly appreciate this article.Really looking forward to read more. Awesome.

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